Die Redaktionskonferenz, die aus Christoph Rottler, Placido Rebelo, Alfredo Diez und Frank Stüfen
besteht, freut sich, die erste Nummer der neuen Zeitschrift "Seelsorge & Strafvollzug. Zur Praxis heutiger Gefängnisseelsorge" zu präsentieren.
Die Idee zu einer solchen Zeitschrift hatte bereits der damalige Verantwortliche des früheren Nachdiplomstudiums zur Gefängnisseelsorge, Willi Nafzger. Damals zerschlugen sich die
Hoffnungen, aber nun schien die Zeit reif, mit einem zwar ambitionierten, aber kleinen Projekt zu starten. Möglich wurde die Zeitschrift dank der Unterstützung durch die JVA
Pöschwies, wo sie gedruckt werden kann. Auch der Schweizerische Verein für Gefängnisseelsorge unterstützt das Projekt, deshalb können wir die Ausgabe allen Mitgliedern des Vereins
zustellen. Die Zeitschrift soll zweimal im Jahr erscheinen. Dieser Rhythmus trägt unseren persönlichen und ökonomischen Ressourcen ebenso Rechnung wie der Möglichkeit, genügend
Kolleginnen und Kollegen in Praxis und Forschung anzusprechen, um Artikel, Exposés oder Vorschläge zu bekommen. Die Redaktion bittet an dieser Stelle alle Lesenden, die im engeren
oder weiteren Feld des Justizvollzugs oder der Gefängnisseelsorge wirken, sich wegen möglicher Publikationen an sie zu wenden (siehe Manuskript).
In der vorliegenden Ausgabe haben wir uns grundsätzlichen Themen der Gefängnisseelsorge angenommen. Christoph Rottlers Aufsatz zur "Caritas als eine Wurzel der Gefängnisseelsorge"
nimmt seine Diplomarbeit zur Gefängnisseelsorge aus dem Jahr 2011 auf und verarbeitet sie in einem neuen Horizont und mit der Erfahrung von sieben Jahren in diesem Feld. Da Chr.
Rottler mittlerweile alle Haftarten als Seelsorger kennengelernt hat, ist seine Analyse wegweisend: Er arbeitet aus gefängnisseelsorglicher Perspektive und ausgehend von
biblischen und kirchengeschichtlichen Überlegungen die Notwendigkeit heraus, die Institutionsseelsorge weitaus stärker als es heute der Fall sein kann, an Kirchgemeinden und
Pfarreien zu knüpfen.
Der zweite Artikel "Das Mitmenschliche als Gegenentwurf zu lebenslanger Exklusion" ist aufgrund einer Anfrage von Alfredo Diez entstanden, der als Vorstandsmitglied der "Reform im
Strafwesen" für die Tagung zu Verwahrung im September 2018 gefragt worden war, ob es etwas zum Thema aus theologischer Sicht gäbe. Ich habe mich diesem Thema genähert, weil es mit
meiner Arbeit als Gefängnisseelsorger der JVA Pöschwies und als NGO Vertreter von International Prison Chaplains Association IPCA bei der UN eng verknüpft ist. Die heutige
Leitkategorie des Justizvollzugs lautet Gefährlichkeit des Straftäters. Eine Analyse aus gefängnisseelsorglicher Perspektive zeigt jedoch die dringende Notwendigkeit auf, diese
Kategorie aufzugeben und durch die Kategorie der Mitmenschlichkeit zu ersetzen. Um das schlüssig zu erweisen, werden neutestamentliche und theologisch-ethische Überlegungen
herangezogen.
Der dritte Aufsatz "Überlegungen zu einer transaktionsanalytisch-beratenden Gefängnisseelsorge" stammt aus der Feder von Marek Slaby. Auch er ist seit langem im Feld tätig und
begründet, wie Transaktionsanalyse und Gefängnisseelsorge zu einer beratenden Gefängnisseelsorge methodisch verbunden werden könnte.
Der letzte Artikel "The International Commission of Catholic Prison Pastoral Care (ICCPPC) as a NGO with consultative Status at the UN" ist ein in Englisch geschriebenes Portrait
von Placido Rebelo über die katholische Gefängnisseelsorgeorganisation ICCPPC und ihre Verbindung zur UN. P. Rebelo ist Mitglied bei ICCPPC und vertritt diese bei der UN als NGO
Repräsentant. Als ehemaliger Seelsorger für eine Migrationsgemeinde in Zürich hat er den Weg in die Gefängnisseelsorge gefunden. Diese Arbeit übte er bereits bei seinem Aufenthalt
in den USA aus. Die Quellenlage für diesen Aufsatz war recht dünn. P. Rebelo musste deshalb vor allem Online-Quellen beiziehen, seine eigenen Erfahrungen reflektieren und
langjährige Mitarbeitende von ICCPPC als mündliche Quellen nutzen.
Die Zeitschrift ist offen für Beiträge aus verschiedenen Bereichen von Strafvollzug und Seelsorge. Für die Redaktion zählen nicht die Konfession, Religion oder Profession, sondern
der Bezug zu unserem Themenfeld und ein hoher Anspruch an die Texte. Sie sollen nämlich Weg sein zu einem tieferen Verständnis innerhalb der Gefängnisseelsorge und Brücke zu den
anderen im Strafvollzug tätigen Diensten. Das Feld der Gefängnisseelsorge und des Strafvollzugs ist weit und es gibt unterschiedliche Ansätze. Wir wollen Raum für verschiedene
Ansätze mit dieser Zeitschrift bieten.
Die Redaktion plant bereits die Nummern 2 und 3 von Strafvollzug & Seelsorge, die beide 2019 erscheinen sollen. Es ist einiges an Vorlauf nötig, um die Zeitschrift
publikationsfertig zu bekommen.
Diese Zeitschrift erscheint in Papierform. Ich habe als Mitbegründer die Domain
www.seelsorgeundstrafvollzug.ch erworben und einen Kollegen aus der JVA Pöschwies
gebeten, eine Webseite zu erstellen. Hier wird die Zeitschrift dann auch online publiziert werden. Die Kosten pro Heft betragen ca. 3 Sfr. Wir sind auf Spenden angewiesen.
Die Redaktion wünscht ein anregendes Leseerlebnis